Clara Ott: Ich schreibe seit fast sieben Jahren Liebesromane – genau so lange, wie ich Single bincc

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Clara OttWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Seit über zehn Jahren arbeite ich als freie Journalistin und schreibe am liebsten über Partnerschaftsthemen, aber seit meiner Kindheit habe ich mir Liebesgeschichten ausgedacht. Und je mehr „vorhersehbare Frauenromane“ ich in die Hände bekam, desto mehr reizte mich, einen Liebesroman zu schreiben, der eben nicht so klischeehaft von einer „chaotischen Dreißigjährigen“ erzählt, die sich in ihren „nervigen Nachbarn“ verliebt. Im Jahr 2008 habe ich deshalb meine erste Romanidee entwickelt. Erst nur für mich, aber 2011 bekam ich meinen ersten Buchvertrag und in diesem Jahr erscheinen sogar gleich zwei neue Romane. Im Grunde schreibe ich seit fast sieben Jahren, genau so lange, wie ich Single bin. Vielleicht schätze das meine Leser auch, weil ich sehr authentisch schreibe und nicht davor zurückscheue, eigene Erfahrungen zu verwenden. Alles ist schließlich für etwas gut!

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

In den Wochen vor Manuskriptabgaben leider nicht besonders abwechslungsreich. Ich schlafe kaum und träume nur von meinen Romanfiguren, dann schreibe ich und schreibe und schreibe. Entweder im Bett mit einem Labtoptisch oder am Schreibtisch in meiner Wohnung. Manchmal auch in Cafés, aber eher in der Anfangszeit der Bücher, wenn ich noch recherchiere. Zweimal war ich auch am Meer, an der Amalfiküste in Italien, weil ich dieses romantische Bild einer Schriftstellerin vor Augen hatte, die aufs Meer guckt. Es hat auch wirklich sehr geholfen, aber eher die Tatsache des schönen Klimas und wegen der Möglichkeit, morgens schwimmen zu gehen. Jeder Autor wird bestätigen, dass Schreiben leider nicht die gesündeste Körperhaltung ist und ein sportlicher Ausgleich gut ist. Aber in Stressphasen und vor allem unter Zeitdruck fällt das leider manchmal komplett aus.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Beim ersten Manuskript 2008 bin ich total naiv vorgegangen. Damals bin ich zehn Tage nach Rügen gefahren, weil ich im Alltag als Journalistin keine Zeit hatte, meinen Traum eines Romans zu verwirklichen. Also fuhr ich in eine Ferienwohnung mit Meerblick und dachte mir eine Geschichte aus. Tatsächlich schrieb ich in zehn Tagen und Nächten wie eine Wahnsinnige über 400.000 Zeichen nieder. Die ich jedoch nie jemanden zeigte, drei Jahre lang. Heute arbeite ich glücklicherweise anders. Erstens habe ich eine Lietraturagentur, mit der ich Manuskriptideen durchspreche und zweitens vertraue ich sehr auf gezielte Testleser. Trotzdem entwickele ich die Dramaturgien immer noch größtenteils im Kopf und schreibe selten etwas auf. Weil sich beim Schreibprozess immer noch viel ändert und ich teilweise erst beim Niederschreiben selber merke, was die Figuren vorhaben. Das wird immer eine der spannenden und herausfordernden Seiten für mich sein.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Wäre es langweilig und vermessen, an dieser Stelle Geld zu erwähnen? Ich tue es trotzdem. Vielleicht sollte ich mich mehr um Stipendien bemühen oder einen festen Teilzeitjob nebenbei machen. Aber ich halte mir immer Monate für die Bücher frei und lebe dann von sehr wenig Geld. Was natürlich zusätzlich für Druck sorgt, wenn man einen Abgabetermin hat und weiß, dass erst danach Honorare kommen, man aber jetzt die Miete nicht zahlen kann. Dafür suche ich eine Lösung und ich weiß auch schon, wie sie aussieht: eins meiner kommenden Bücher muss einfach ein Bestseller werden.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Oh, ich freue mich wirklich immer über Austausch mit anderen Buchautoren und kenne auch einige wirklich bereits etablierte Schriftsteller oder Menschen aus der Literaturwelt. Die betrachte ich als Art Mentoren oder Ratgeber, die mir erzählen, wie lange es gedauert hat, bis sich ihr Erfolg einstellte oder die meine Arbeit einschätzen. Und ich bekomme wirklich gern kritische und anregende Mails von Lesern. Und falls es einen Mäzen da draußen gibt, der mich fördern will, wäre ich natürlich auch offen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Wer mich kontaktieren möchte, erreicht mich gern via Facebook-Seite.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Moritz Thau /Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

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