Tanja Bern: Durch meine Agentur habe ich ein anderes Schreiben gelernt – systematisch nach Exposé

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Tanja Bern Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Tanja Bern und ich lasse in Büchern neue Welten entstehen, denn ich bin Autorin. Angefangen hat alles in Irland. Auf der grünen Insel fand ich die Kulisse der Geschichten, die ich schon Jahre in mir trug. 2008 ist dann der Auftaktroman meiner Fantasy-Buchreihe „Die Sídhe des Kristalls“ veröffentlicht worden, in der bisher fünf Bände erschienen sind. In diesem Sommer gehe ich mal neue Wege und wage mich in ein anderes Genre. Dann erscheint im Oldigor Verlag mein mystischer Regio-Krimi „Ruf der Geister“. Außerdem bin ich in diversen Anthologien vertreten, unter anderem im Textlustverlag, wo ich zwei Bände der Kaffeepausengeschichten mitgestalten darf (Veröffentlichung ist im Frühjahr und Sommer 2013). Meine Lesungen sind häufig musikalisch, da ich Sängerin aus Leidenschaft bin und dies gerne mit meinen Geschichten verbinde.

Bücher sind für mich von jeher etwas Besonderes. Oft verbergen sich dort wunderbare ›Seelen‹, die nur gefunden werden wollen. Schreiben hingegen fühlt sich für mich an wie Atmen. Ich brauche dieses Abtauchen in andere Welten.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

So wie andere Leute morgens ins Büro etc. fahren, setze ich mich an den PC, sobald meine Tochter zur Schule geht. Nicht immer kann ich sofort in die Geschichte eintauchen. Oft muss zuvor recherchiert und nachgedacht werden. Manchmal muss ich mich in die Charaktere erst einfinden – oder mein Kater belagert die Tastatur, was das schreiben dann schwierig gestaltet. An für sich lasse ich aber irgendwann meine Finger fliegen und erschaffe besagte neue Welten und erwecke Charaktere zum Leben. Das Ganze hat abrupt ein Ende, wenn meine Tochter mittags wieder vor der Tür steht. Sie hat dann erst einmal Vorrang. Nachmittags erledige ich dann noch anderen Schreibkram, der ja leider unumgänglich ist. Vor allem Mails beantworten nimmt da viel Platz ein und auch die Kommunikation mit Lesern und Mitautoren bei Facebook. Oft schreibe ich dann abends noch weiter. Das kann auch bis in die Nacht sein, je nachdem, wie heftig es mich gepackt hat.

Das ist natürlich der Idealzustand. Oft sieht es aber viel chaotischer aus, denn zu dem eigentlichen Schreiben kommen neue Exposés, die Überarbeitungen und natürlich der typische Haushalt.

Ungefähr alle ein bis zwei Monate halte ich in unterschiedlichen Städten und Kulissen Lesungen. Das kann eine Fantasyreise mit Irish Folk sein, aber auch ein mystischer Krimiabend. Durch meine Kurzgeschichten ist mein Repertoire breit gefächert.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Bei mir hat sich Vieles sehr stark verändert. Früher habe ich nur intuitiv geschrieben und war auch kaum ausgebildet. In den letzten drei Jahren habe ich mich auf unterschiedlichem Wege weitergebildet und schreibe somit auch auf einem ganz anderen Level, als noch vor einigen Jahren. Durch meine Agentur, die mich seit 2011 betreut, habe ich dann auch ein anderes Schreiben gelernt. Nämlich systematisch nach Exposé.

Früher habe ich mich quer durch unterschiedliche, einzelne Szenen gearbeitet – je nach Inspiration – und diese dann hinterher mühsam zusammengepuzzelt. Es funktionierte und passte schlussendlich immer, aber es beanspruchte auch recht viel Zeit. Denn ich pendelte oft planlos hin und her, schrieb Fragmente, die ich zuvor im Inneren gesehen hatte, die ich manchmal noch gar nicht richtig einordnen konnte. Meine ganze Fantasy-Buchreihe ist so entstanden.

Heute muss ich mich an Deadlines halten und erarbeite, wie schon gesagt, zuvor Exposés für die Verlage. Früher kam ich gänzlich ohne diese Hilfe aus. Alles war in meinem Kopf. Es war zuweilen das reinste Chaos. Nun orientiere ich mich an diesem Konzept und schreibe nacheinander Szene für Szene. Natürlich fließen nach wie vor eine Menge neue und überraschende Gedanken mit ein, die mich überfallen, und sehr viele neue Szenen, Personen etc. mogeln sich in den Text. Das hat sich nicht verändert. Aber alles ist durchdachter und gezielter.

Ich benutze bei der Arbeit also beide Arbeitsweisen, denn ohne das Intuitive geht es bei mir nicht.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Wirklich immer genug Zeit zum Schreiben zu finden! Und vor allem genug Zeit für ein Manuskript zu haben. Es geht hier gar nicht um Deadlines, sondern viel eher darum, dass ich oft gezwungen bin von Manuskript zu Exposé, dann zu Kurzgeschichten und wieder zurück zum Manuskript usw. zu springen. Das lähmt manchmal die Konzentration auf das Eine, was bei einem Roman aber sehr wichtig ist. Ich brauche dann manchmal eine gewisse Zeit, um wieder reinzukommen. Und bin ich endlich angekommen, muss ich an etwas anderem weiterarbeiten, da dies wichtiger geworden ist. Das kann manchmal sehr ermüdend sein. Aber das muss man lernen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vor allem findet man mich auf meiner Homepage: www.tanja-bern.de. Aber auch auf meinem Blog, wo immer alle Neuigkeiten und Veröffentlichungen gepostet werden: http://tanja-bern.blogspot.de

Meine bevorzugte Kontaktbörse ist Facebook. Dort kommuniziere ich mit Lesern, Mitautoren, Illustratoren und natürlich Freunden: www.facebook.com/tanja.bern.3

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Tanja Bern

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