Detlev F. Neufert: Zuerst bin ich Filmemacher. Dann bin ich Autor. Zudem stelle ich Künstler abseits vom Mainstream aus.

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Detlev F. Neufert Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Zuerst bin ich Filmemacher. Habe viele Dokumentationen für die ARD gedreht und arbeite zur Zeit hauptsächlich in Asien. Thailand, Burma, Laos, Buthan. Dann bin ich Autor, was auch immer Teil des Filmens ist. Meistens der härteste Part für mich, da ich mich eher in Bildern als in Worten auszudrücken versuche. Vor Worten habe ich einen Riesenrespekt. Deswegen ist Schreiben auch immer Überwindung. Zudem kümmere ich mich gerne um meine Freunde aus der Kunstszene. Drei Gallerien (Berlin, Bangkok, Chiang Mai) und Texte als Curator waren da lustvolle Aktivitäten. Sehr gerne stelle ich Künstler weit abseits vom Mainstream aus und liebe es, ihnen ein Publikum zuzuführen. Vor allem auch im Asien-Europa-Kontext. Im Moment plane ich für Burma.

Bücher sind meine intimsten Lebenspartner, Schlafgesellen, Reisebegleiter, Aha-Erleber, Luxusdivas, Weisheitslehrer. Da verbietet es sich, mit ihnen etwas zu machen. Sie machen etwas mit mir. Und ich kann nur hoffen, dass ich beim Schreiben genau hinhöre, was sie mir und dem zukünftigen Leser sagen wollen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Beim Filmen immer abhängig vom Motiv. Vor Sonnenaufgang aufstehen, spät zu Bett gehen. Beim Schreiben der totale Hedonismus, wenn ich wie zur Zeit bei meiner Mutter in Deutschland bin: Aufstehen, wenn richtig ausgeschlafen und die Gestalten der Träume diplomatisch in ihre Schranken verwiesen wurden. (Meist ist das die letzte halbe Stunde vor dem bewussten Aufwachen.) Langes Frühstueck mit der Lektüre von DER SPIEGEL. Reicht immer genau für eine Woche. Dann an’s Laptop. Schreiben. Mittagessen. Weiter schreiben. Teatime. Danach Telefonate, emails, rumbummeln, einkaufen, Rechnungen verstecken, gaaaaaanz, gaaaaanz tolle neue Projekte skizzieren, die unbedingt als nächstes realisiert werden müssen… also im Grunde die typische Autorenfreizeit. Nicht zu vergessen allerdings die Nachtschicht . Wenn Ideen und Sprachgebilde und Genieblitze im Dauertakt auf einen einstürmen und wehe Du drehst dich rum und willst weiterschlafen. Wehe, Du schreibst sie nicht sofort auf mit halbgeschlossenen Augen oder Block und Bleistift sind nicht in intuitiver Nähe! Klar, dass am nächsten Morgen 99% der Genieblitze kleine Äffchen sind, die sich ihren somnambulen Spaß mit Dir geleistet haben.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Das Verfilmen außergewöhnlicher Themen ist gerade im Dokumentarbereich schwieriger geworden, weil zuviele eitle Möchtegerns bei den Sendern die Sessel …sorry …zupfurzen. Das Schreiben viel einfacher, weil es dank Self-Publishing immer auch ein konkretes Veröffentlichungsziel gibt. Wer einen Kuchen anrührt möchte ja auch nicht warten, ob da mal ein Ofen vorbeikommt. Dass man seine Werke inzwischen direkt „backen“ kann, ist mental ein Riesenfortschritt. Umso diffiziler ist allerdings das Marketing geworden. Ich weiß selber, wie es ist, wenn man mit Manuskripten und Vorschlägen eingedeckt wird. Da ist keine Zeit für’s noch zu Entwickelnde mehr. Fertige Produkte, die mit einem Satz Kurzbeschreibung alles an Inhalt transportieren können, werden von Lektoren und Presse noch wahrgenommen. Alles, was darüber hinaus an Interesse generiert werden will, ist ein Riesenjob. Und erfordert relativ viel Chupze.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Wie schaffe ich es, berühmt und reich zu werden, ohne meine Seele zu verkaufen. Und ganz konkret zur Zeit: wie könnte ein Self-Publising-Verlag wie z.B. epubli den Spagat zwischen technischem Zulieferer und echtem Verlag schaffen.

Wo finden wir Sie im Internet?

dfneufert@gmx.de
detlev@mumuart.com
fb: detlev franz neufert mit den Gruppen: ‘Nat Han – the wild and wise spirit from Burma’; ‘Jesus Christus: Das Interview’;
linkedin: Detlev F. Neufert, Asia based filmmaker & curator.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Detlev F. Neufert

Anzeige (falls eingeblendet)

Schreibe einen Kommentar