Jana Moczarski: Ich arbeite als Restauratorische Leitung im ZFB – Zentrum für Bucherhaltung GmbH in Leipzig

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Jana Moczarski: Ich arbeite als Restauratorische Leitung im ZFB - Zentrum für Bucherhaltung GmbH in Leipzig

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Jana Moczarski und ich arbeite als Restauratorische Leitung im ZFB – Zentrum für Bucherhaltung GmbH in Leipzig. Als Tochter zweier Thüringer Archivare blieb mir fast nichts anderes übrig, als auch in die Buchbranche zu gehen.

Schon als Kind eine ausdauernde Leserin, war mein erster Berufswunsch Bibliothekarin, nach dem Besuch einer Buchbinderei begeisterte mich jedoch die Möglichkeit Historisches und Handwerk zu verbinden. Nach Buchbindergesellenprüfung, langjährigen Werkstattpraktika und einem Restaurierungsstudium an der Bayerischen Staatsbibliothek in München leitete ich erst einige Jahre die Restaurierungsabteilung einer kleineren Bibliothek mit großem Altbestand, dann die Restaurierung im Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main. Hier veröffentlichte ich auch gemeinsam mit einer Kollegin das Buch „Ratgeber Bestandserhaltung“. Seit Anfang des Jahres wohne ich nun in meiner Lieblingsstadt, der Buchstadt Leipzig.

Hier im ZFB – Zentrum für Bucherhaltung GmbH, bieten wir alle Dienstleistungen rund um die Bestandserhaltung, Restaurierung und Konservierung von Sammlungsgut aus Verwaltungen, Archiven, Bibliotheken und Museen an. Das reicht von der aufwändigen Einzelrestaurierung einer Handschrift im Holzdeckelband oder einer seltenen Druckgrafik, bis zur massenweisen Gefriertrocknung, Trockenreinigung, Schimmelbekämpfung und Entsäuerung vieler Meter Archiv- und Bibliotheksgut.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Da das Werkstattteam schon um 7:00 Uhr loslegt, beginnt mein Arbeitstag meist recht früh. In der Einzelfertigung besprechen wir, was an diesem Tag anliegt, z.B. suchen wir gemeinsam ein passendes Leder für die Restaurierung eines Halblederbandes heraus. In der Trockenreinigung ist eine Mitarbeiterin an eine sehr verschimmelte und zerfallene Akte geraten und fragt, wie sie damit verfahren soll. Ich begutachte den Schaden und lege die Maßnahmen fest, damit kein Substanzverlust droht. Später schreibe ich mit meinen Kollegen Angebote zu Restaurierungsanfragen, wir erstellen neue Fertigungsaufträge für die Werkstatt oder beraten Kunden am Telefon. An manchen Tagen stehen auch Kundentermine in ganz Deutschland an, um z.B. einen Wasserschaden vor Ort in Augenschein zu nehmen und dafür die Gefriertrocknung oder Schimmelsanierung anzubieten. Wir betreiben eine 24-Stunden-Hotline, durch die man schnell Hilfe bei einer Havarie erhält, indem wir durch unsere Fachkenntnisse die wertvollen Buch- oder Archivbestände schnell konservatorisch versorgen können. Die Tage enden unterschiedlich, je nachdem was anliegt. Alles in allem ein immer sehr abwechslungsreicher und spannender Tagesablauf.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Der Wechsel vom öffentlichen Dienst in die Privatwirtschaft war natürlich eine große Veränderung. Aber eher, was die Unternehmenskultur und die Effizienz anbelangt, die praktischen Arbeitsweisen sind eigentlich gleich geblieben. Die Werkstätten hier sind top ausgestattet, wir orientieren uns in unseren Bearbeitungstechniken am aktuellen Restaurierungswissenstand und bilden uns ständig weiter. Qualität und die Einhaltung der Grundsätze der Restaurierungsethik sind uns enorm wichtig. Massenprozesse sind das Hauptgeschäft des ZFB, aber immer in qualitätsvoller Ausführung, mit Respekt für das Original, anders könnte ich das als Restauratorin mit Herzblut für die historischen Objekte auch gar nicht vertreten.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

In der Restaurierung muss man sich immer wieder neu für einen Lösungsweg entscheiden. Es gibt kaum „typische“ Schäden, da die Objekte heterogen d.h. in den unterschiedlichsten Herstellungstechniken und Materialien gearbeitet sind. Man muss gerade in der Einzelrestaurierung immer wieder neue Strategien entwickeln. Das Ziel ist die Erhaltung der Originalsubstanz, der Weg dahin kann sehr unterschiedlich sein und man lernt immer wieder dazu. Wichtig ist dabei der Austausch mit den Kollegen in der Firma, aber auch den anderen Fachkollegen und natürlich den Archivaren, Bibliothekaren und anderen Kunden. Die Restauratorenszene ist zum Glück gut vernetzt durch Verbände und regelmäßige Tagungen, so erhält man immer wieder neue Anregungen für die eigene Arbeit.

Wo finden wir Sie im Internet?

Unsere Webseite wird demnächst relauncht.

Seit einigen Wochen twittern wir direkt aus der Restaurierungswerkstatt.

Unsere brandneue Facebookseite.

Mein xing Profil.

Bildquelle: Jana Moczarski

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