Simone Dalbert: Kalt da draußen?

Simone Dalbert

Simone Dalbert (www.papiergefluester.com) kann nicht ohne Bücher. Als Buchhändlerin bringt sie ihre Lieblinge täglich in Umlauf und steckt Kunden mit ihrer Begeisterung an. Hier gewährt sie uns nun Einblicke in die Welt des Buchhandels, die hinter den Kulissen die eine oder andere Kuriosität zu bieten hat.

Unsere Kunden kennen gerade nur noch ein Thema, neben Büchern. Die Kälte. Wir sind immer bestens über die Außentemperaturen unterrichtet, mindestens jeder Zweite teilt uns gleich beim Hereinkommen mit: „Kalt da draußen!“. Ach nein, immer noch? Deshalb liegt auch das weiße Zeug da draußen?

Inzwischen fühlt es sich ja wirklich schon warm an, im Vergleich zu den letzten Wochen, in denen wir sogar im Laden gefroren haben. Die Buchhandlung wurde heiztechnisch nämlich leider eher ungünstig geplant. Die Heizkörper sitzen direkt unter dem Schaufenster. Da geht dann auch alle Wärme gleich hin, einmal durchs Schaufenster und ohne große Umwege raus.

Die Schaufenster dekorieren wir zu solchen Zeiten besonders gerne, immerhin sind die der einzige wirklich warme Ort im Laden. Aber irgendwann sind alle perfekt dekoriert, das letzte Buch ist gerade gerückt und wir müssen uns wieder der kalten Realität stellen. Wobei wir gar nicht klagen wollen, die Kollegen in der Schiller Buchhhandlung in Stuttgart hatten an den kältesten Tagen des Jahres auch noch einen Heizungsausfall im Laden. Dagegen waren unsere 15°C sicher kuschelig warm.

Steht man bei solchen Temperaturen den ganzen Tag im Laden, wird einem ab und an schon kühl um die Nase. Also sucht man sich Arbeiten, die mit möglichst viel Bewegung zu tun haben. Unter dem Tresen versteckt wärmt man die Finger an der Teetasse und träumt vom Feierabend, wenn man es sich mit einer Wolldecke gemütlich machen und endlich wieder auftauen kann.

Die Kunden schauten manchmal etwas irritiert, wenn ich sie in eine warme Fleecejacke gepackt, mit einem warmen Schal nach oben hin isoliert, begrüßte. Kommt man aus -15°C rein, ist das auch kein Wunder. Ich habe es selbst getestet, wenn ich die Kartenständer und Büchertische nach draußen brachte oder am Abend wieder in den Laden holte. Plötzlich versteht man gar nicht mehr, warum einem kurz vorher noch so frisch zumute war.

Jetzt genießen wir den schneeweißen Anblick vor dem Laden und fragen die Kunden beim hereinkommen sicherheitshalber: „Kalt da draußen?“

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