Eva Markert: Wie gut, dass es den Kindle Store gibt!

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Irgendwann sehen die meisten Autoren es nicht mehr ein: Sie wollen die Arroganz vieler Agenten nicht länger hinnehmen, die es nicht einmal für nötig befinden zu antworten, wenn man ihnen eine Leseprobe schickt, geschweige denn, deren Erhalt zu bestätigen. Und sie sind es leid, dass ihr Manuskript begraben liegt unter einem Berg anderer Texte, die Tag für Tag bei den Verlagen eingehen.

Wer an diesem Punkt angelangt und der Meinung ist, dass das, was er geschrieben hat, nicht schlechter ist als vieles, was heutzutage gedruckt wird, der sollte seine Bücher weltweit im amerikanischen www.amazon.com Kindle Store anbieten. Und genau das habe ich getan!

Seit einigen Monaten ist es nämlich möglich, deutsche Bücher hochzuladen. Bisher sind knapp 5.000 im Angebot, darunter viele Klassiker. Die Chancen, als neuer Autor wahrgenommen zu werden, stehen also nicht schlecht. Um ehrlich zu sein: Da diese Publikationsmöglichkeit jeder hat, sind nicht alle Bücher im Kindle Store wirklich lesenswert. Für den Kunden stellt das jedoch kein Risiko dar, weil er kostenlose Leseproben herunterladen kann.

Kindle Books können nicht nur auf einem Kindle, sondern ebenso auf anderen Geräten gelesen werden, z. B. auf Computer, iPad, Blackberry usw. Die dafür benötigte Software ist umsonst zu haben. Im Gegensatz zu Veröffentlichungen bei Druckkostenzuschuss- oder BoD-Verlagen kostet eine Veröffentlichung im Amazon Kindle Store den Autor keinen Cent. Den Listenpreis für sein Buch bestimmt er selbst. Zu diesem Preis wird es in den USA verkauft. Kunden außerhalb der USA müssen zusätzlich Mehrwertsteuer und eine Gebühr für die Übermittlung zahlen. Für Bücher ab einem Listenpreis von $ 2,99 erhält der Verfasser für Absätze in den USA eine Tantieme von 70 %, für preisgünstigere Bücher und Verkäufe außerhalb der USA 35 %.

Das Hochladen gestaltet sich sehr komfortabel (man muss allerdings Englisch verstehen), die Präsentation der Bücher ist ansprechend und professionell und der customer support recht gut. Werbung ist in das System mit integriert. So wird z. B. verwiesen auf andere Bücher des Autors oder der Kunde erhält Infos wie „Customers who bought this item also bought …“ Außerdem hat der Autor die Möglichkeit, ähnlich einer kleinen Homepage eine „Amazon Author’s Page“ einzurichten.

Bücher im amerikanischen Kindle Store werden ebenfalls auf anderen amerikanischen Shopping-Seiten und im britischen Kindle Store angeboten. Bleibt zu hoffen, dass bald auch bei amazon.de ein Kindle Store seine Pforten öffnet.

Stark frequentiert wird das Kindle Forum. Es zeigt sich, dass die Einstellung der Amerikaner zu „self-published authors“ viel positiver ist als die der Deutschen. Hier rümpft man die Nase über sie, in Amerika werden sie von vielen unterstützt. Wer in einem deutschen Forum Werbung für seine Bücher macht, läuft Gefahr, beschimpft zu werden und schlechte Bewertungen zu bekommen. In den amerikanischen Foren fordern die Nutzer sogenannte „Indie Authors“ (nicht an einen Verlag gebundene Autoren) ausdrücklich dazu auf, ihre Bücher vorzustellen. Dies ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass auch auf diesem Gebiet der amerikanische Traum spürbar wird: Jeder hat die Chance, erfolgreich zu sein, wenn er genügend Einsatz und Eigeninitiative zeigt.

Fazit: Ich kann nur empfehlen, im Kindle Store zu veröffentlichen! Zwar wird man vermutlich auf diese Weise nicht reich, aber gelesen – zumindest von mehr Menschen, als wenn das Manuskript im eigenen Computer versandet, von Agenten vernichtet wird und bei Verlagen verstaubt oder in einer Flut von anderen Manuskripten versinkt. Und was freut einen Autor mehr als festzustellen, dass der Verkaufsrang seines Buches nach oben geschnellt ist oder dass sein Werk unter einem bestimmten Suchbegriff in den Kategorien „relevance“ oder „bestselling“ auf einem der vorderen Plätze liegt? Was freut einen Autor mehr als ein wenig Anerkennung?

Bildquelle: Eva Markert

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