Julia Bierstedt: Ein Fokus unseres Studiums sind praktische Erfahrungen im Literaturbetrieb

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Julia Bierstedt Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich stehe kurz vor meinem Masterabschluss im Studiengang „Angewandte Literaturwissenschaft“ an der FU Berlin, habe dort zwei Jahre studiert und meinen Fokus auf Literaturvermittlung und Journalismus gesetzt. Nebenbei habe ich in einer Onlineredaktion gearbeitet, um die Studiengebühren zahlen zu können und neben der Uni nochmal ein paar andere Menschen und Inhalte kennenzulernen.

Gleichzeitig bin ich an der Uni wiederum Teil einer Redaktion, die in Kooperation mit der Büchergilde Gutenberg an einem Buchprojekt arbeitet. Ein Fokus unseres Studiums liegt vor allem auf praktischen Erfahrungen im Literaturbetrieb. Ausgehend von einem Seminar bei Verleger Mario Früh und Kai Splittgerber, in dem wir eine ganze Menge theoretischen Input zu Unternehmensführung und Marketing im Verlagswesen bekamen, haben wir im Oktober 2014 gleich die Herausforderung angenommen, selbst ein Buch herzustellen – von der Konzeption bis zum lektorierten Manuskript.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich kümmere mich neben meiner Masterarbeit noch um den Restvertrieb meines letzten Buches, das von Jugendlichen geschrieben wurde und im Kleinstverlag Boombooks erschien, will in meiner Masterarbeit ein transmediales Erzählkonzept entwickeln, um die entstandenen Geschichten noch einmal im interaktiven Format zu veröffentlichen und arbeite nebenbei beim „Monopol – Magazin für Kunst und Leben“. Seitdem ich wieder in Berlin lebe, bin ich also lokal- oder generationstypisch in diesen Modus übergegangen, in dem man immer ein paar ¨Projekteprojekte¨ hinter sich herzieht oder auch mal anschiebt. Eines davon führt zur Zeit zu regelmäßigen Sitzungen mit unserer „Experten“-Redaktion. Mit unserem Buch Auf dem Markt der Experten, das im Frühjahr 2016 bei der Büchergilde erscheinen wird, gehen wir Fragen nach wie „Was ist eigentlich ein Experte?“, „Was macht einen Experten aus?“ und „Wie geht die Gesellschaft mit Experten um?“.

Zurzeit lektorieren wir die nach und nach eingehenden Texte unserer Autorinnen und Autoren, machen Menschen auf unser Projekt aufmerksam und bringen unsere Crowdfunding-Kampagne auf Startnext ins Rollen. Größtenteils also Schreibtischarbeit und für die Masterarbeit manchmal Feldforschung mit Audiowalks oder unterwegs beim Geocachen.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Obwohl ich schon einmal ehrenamtlich ein (eben erwähntes) Jugendbuchprojekt von der Idee bis zum Vertrieb begleitet habe, ist dann mit jedem neuen Projekt doch wieder alles auf Anfang gesetzt. Erst kommt die Idee, dann muss man durchhalten, irgendwie weitermachen bis es konkreter wird, man den Fortschritt bemerkt. Unser Thema ist eben doch sehr unübersichtlich oder glüklicherweise eben sehr vielschichtig. Aber nach einigen Diskussionen und Abstrichen, wenn die ersten Autor_innen zusagen und man sieht, dass es auch für andere spannend ist, nimmt man Fahrt auf und bekommt Lust auf die nächsten Schritte. Erst haben wir lange überlegt, was uns an der Figur des Experten interessiert oder irritiert und wer geeignet wäre, die aufkommenden Fragen zu beantworten.

Um dieses eher trocken anmutende Thema ansprechend zu gestalten, kamen wir auf die Idee, die Texte zusätzlich mit Illustrationen zu begleiten und fanden mit Malte Grabsch auch schnell den passenden Illustrator.

Es macht dann eben doch einen Unterschied, ob ich mich als Leser_in für ein Buch im (kleinen) Buchladen (um die Ecke) begeistere oder selber überlege, wie man ein Sachbuch spannend gestaltet. Und die Chance bekommt man als Branchennachwuchs ja auch nicht aller Tage. Ich hätte natürlich auch Lust darauf, nach dem Studium weiterhin meine Ideen umzusetzen oder mit Verlagen zusammenzuarbeiten, ein bisschen desillusioniert wird man dann aber schon manchmal, wenn man von Komiliton_innen hört, die … – naja die alten Kaffeekochmärchen eben. Um das Gefühl loszuwerden, dass allein der Besuch der Arbeitsamtmitarbeiterin in einem unserer Seminare verursacht, hat man aber wiederum auch noch ein, zwei Semester Zeit. Dann bleibt es hoffentlich ausreichend spannend.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Es geht schnöderweise gerade ums Geld. Wir wollen unsere Startnext-Kampagne erfolgreich zu Ende bringen, die noch bis zum 07. August laufen wird. Ein paar Euro und neue facebook-Freund_innen sind unser nächstes Ziel. Wir glauben, dass die Figur des Experten ein Schlüssel sein kann, um unsere Gegenwart zu verstehen. Wenn ihr unser Projekt auch interessant findet, unterstützt uns dabei! Ich persönlich möchte natürlich auch bald mein Studium abschließen. Es wäre doch toll, wenn das mit einem Buch in den Händen passiert! Schließlich bin ich bei all den Unibesuchen die letzten sechs Jahre täglich von den Büchern anderer begleitet worden. Das Gefühl, das eigens co-betreute Projekt in einem kompakten Leineneinband nach Hause tragen zu können, hilft auf jeden Fall, all die ¨Was, du studierst Kunst-und-Literatur?¨-Stimmen, zu übertönen. Und wenn das passiert, was uns mit Boombooks beim Kinderbuch passiert ist, nämlich eine Shortlistnominierung als eines der ¨schönsten deutschen Bücher¨, hat man am Ende auch noch nen Aufkleber, den man sich auf die Stirn kleben kann.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Wir freuen uns über alle Kontakte und jede Unterstützung. Also liked und teilt unsere Facebook-Seite und tragt unser Projekt weiter. Wenn ihr in Spendierlaune seid, unterstützt uns auf Startnext.

Wenn das Buch dann erscheint, freuen wir uns natürlich auch sehr darauf, mit euch auf unserer Premieren-Feier anzustoßen, die im Frühjahr 2016 in Berlin stattfinden wird!

Wo finden wir Sie im Internet?

Infos zum ¨Expertenbuch¨ bekommt ihr unter: www.facebook.com/marktderexperten

Hier geht’s ums Geld: www.startnext.com/markt-der-experten

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Julia Bierstedt

 

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