Karin Struckmann: Ich habe den Erotik-Verlag CUPIDO BOOKS gegründet

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Karin StruckmannWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Karin Struckmann und habe vor etwas über einem Jahr den Erotik-Verlag CUPIDO BOOKS gegründet.

Erotik mit einem anderen Menschen zu erleben, ist ein wichtiger Teil unseres Lebens, im besten Fall. Viel zu oft kommt sie zu kurz, leider, und dann ist es eine wunderbare Ergänzung des Alltags, zumindest davon zu lesen und sich dabei in Träumen verlieren zu können.

Seit einigen Jahren hatte ich beobachten können, dass das quantitative Angebot an erotischer Literatur zunehmend von der Möglichkeit der Online-Bestellung profitierte. Männer schauen Bilder, Frauen lesen: Trotz der Cover, die in alter Tradition eher dazu taugten Männer anzumachen, trotz der oft eher anspruchslosen literarischen Qualität, trotz der Mängel in häufig kaum lektorierten Selbstpublikationen. Der Gedanke lag nahe zu versuchen, das Genre aus der Schmuddelecke zu ziehen und es mit ästhetischen Covern und aufmerksam lektorierten Texten attraktiver für Frauen zu machen. Was wollen wir in unseren Träumen erleben? Schöne Gefühle! Und das möglichst ungebremst. Rechtschreibfehler, logische Brüche, faktische Fehler passieren schon mal im Schreibflow, und wer als Verlag halbherzig lektoriert oder als Autor die begeisterte Freundin beta-lesen lässt, tut sich und den Lesern nichts Gutes.

Zunehmend werfen auch größere Verlage mit eigenem Label massenhaft Erotik auf den Markt, steigen mit 90 Neuerscheinungen pro Monat ein – für mich ist das literarisches Fast Food. Ich finde, es spricht nichts dagegen, eine erotische Geschichte ebenso gewissenhaft zu lektorieren und zu produzieren wie einen „normalen“ Roman. Es ist weniger lukrativ, dafür aber befriedigender für alle Beteiligten. In diesem Genre nicht ganz unwichtig! Erotik funktioniert auch im Low Level, aber das bedeutet ja nicht, dass man sich darauf beschränken muss.

Ich hielt es für eine gute Idee angesichts der inflationären Menge an Publikationen auf dem eBook-Markt (die selbst dann nicht aus den „Regalen“ verschwinden, wenn sie niemand kauft), mit Cupido Books eine Marke zu schaffen, bei der sich der/die LeserIn darauf verlassen kann, eine sorgfältig produzierte Geschichte zu bekommen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich widme mich den ganzen Tag anstehenden Mails, Nachrichten in sozialen Netzwerken, Angeboten und Vertriebsfragen, neuen Manuskripten, Koordination meiner freien Mitarbeiter, Lektorat, grafischer Gestaltung, Buchhaltung, ich betreue unsere Website und die Verlagsauslieferung der gedruckten Bücher und und und … Mittlerweile arbeite ich mehr daran, Cupido sichtbar zu machen, als an neuen Publikationen!

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Nachdem ich monatelang nach Feierabend meines Brotberufs an Manuskripten gesessen hatte, war irgendwann klar: Das geht nur ganz oder gar nicht. Ich hätte zu Anfang nicht gedacht, dass meine vage Idee so schnell Gestalt annehmen und vor allem auch so gutes Feedback bekommen würde. Außerdem übernimmt man eine gewisse Verantwortung gegenüber den AutorInnen, dass man sich voll einsetzt für das, was einem anvertraut wird. Jetzt arbeite ich also freiberuflich, und ich bin mit dieser Lösung sehr glücklich.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Mir fehlt der größere finanzielle und damit auch der vertriebliche Hintergrund. Es dauert lange, bis man sich am Markt etablieren kann. Vor allem in diesem Genre ist die Mund-zu-Mund-Propaganda eingeschränkt. Frau sagt es einfach nicht der Nachbarin, wenn sie ein Buch besonders erregend findet! Wieso eigentlich nicht?! Der stationäre Buchhandel ist nahezu bedeutungslos, und für großflächige Werbemaßnahmen braucht man viel Geld. Und dass manch großer Shop wenig übrig hat für Verlage (seien sie auch noch so klein und „indie“), ist ein ständiger Stolperstein. Rezensionen, Öffentlichkeit, Sichtbarkeit – das ist es, was ich brauche!

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Ich suche Kontakte zu anderen Frauen, die sich im Bereich Erotik mit ähnlichen Ansprüchen an die Öffentlichkeit wenden – mit Erotikshops, Webseiten, Publikationen. Ich freue mich über neue AutorInnen und Manuskripte! Und über Blogger, die Bücher von CUPIDO BOOKS lesen und rezensieren, und ihre Ansichten im Netz teilen. Wunderbar wäre auch, noch mehr Buchhandlungen zu finden, die unser kleines Sortiment bekannt machen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Karin Struckmann

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