Sandra Schindler: Ich arbeite hauptsächlich als Lektorin

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Sandra SchindlerWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Sandra Schindler. Ich arbeite hauptsächlich als Lektorin. In seltenen Fällen auch mal als Korrektorin, wobei ich festgestellt habe, dass es mir schwer fällt, einfach nur zu korrigieren, ohne Textinhalte zu kommentieren. Nebenbei betreue ich eine meiner Autorinnen, Sandra McKee, als Agentin, Marketing-Verantwortliche und PR-Frau. Und es ist sogar schon öfter mal vorgekommen, dass ich eine ihrer Lesungen allein oder mit anderen Musikern begleitet habe.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Aufstehen zwischen 2 und 5 Uhr morgens, je nachdem, wann mein innerer Wecker Alarm schlägt. Wenn der Rest der Familie aufwacht, habe ich hoffentlich bereits einige Stunden gearbeitet. Zwischen halb 8 und halb 9 wachen in der Regel die Kinder (1 und 3 Jahre) auf. Wenn die nach dem Frühstück bereit für den Kindergarten / die Tagesmutter sind, knobeln mein Mann und ich, wer die Kids fahren „darf“. Der Gewinner kann dann gleich wieder weiterarbeiten – und holt die Kinder dann mittags ab, der Verlierer übernimmt den morgendlichen Bringdienst. Nachmittags betreue ich dann die Kinder. Und irgendwann, mittags oder abends, wird auch noch gekocht, denn eine ordentliche Mahlzeit ist mir sehr wichtig. Sind die Kinder abends im Bett, geht’s weiter mit der Arbeit, bis die Müdigkeit zu groß wird. Ich weiß, das ist ein Arbeitstag, der etwas von der Norm abweicht, aber gerade dadurch bin ich relativ flexibel und kann auch mal ein Buchprojekt in Rekordzeit bearbeiten. Wobei es mir natürlich lieber ist, wenn ich etwas mehr Zeit habe.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Eigentlich war ich ja mal Übersetzerin, habe ein Diplom für Englisch, Italienisch und Spanisch – und bin für diese Sprachen auch beeidigt. Ein Professor erzählte uns gleich zu Anfang des Studiums, dass man vom Literaturübersetzen nicht leben könne, also wollte ich beweisen, dass es doch geht. Irgendwann stellte ich allerdings fest, dass ich zwar Fremdsprachen liebe, aber nicht das Übersetzen, denn es ist doch so, dass jemand anderes etwas geschrieben hat – und manchmal findet man als Übersetzer diesen Text noch nicht einmal besonders gut. Aber es bleibt einem nichts anderes übrig, als ihn so genau wie möglich in die Zielsprache zu übertragen. Und dann kommt noch die böse Lektorin und schreibt letztendlich doch alles um. Tja, die Lektorin. In meinem Fall würde ich sagen: Sie ist diejenige, die zu faul ist, ein eigenes Buch zu schreiben, aber auch diejenige, der es Spaß macht, andere zu kritisieren. Die gerne Einfluss auf das nimmt, was andere schreiben. Und sie freut sich ungemein, wenn ihre inhaltlichen Änderungsvorschläge von Autoren übernommen werden. Da stirbt dann vielleicht ein ganz anderer Protagonist als ursprünglich geplant – und dafür darf ein anderer weiterleben …

Wie alles anfing? Über Xing erhielt ich den Dauerauftrag, eine Zeitschrift zu lektorieren. Das ging ein paar Jahre gut, bis der Auftraggeber sich diesen Schritt irgendwann aus Kostengründen sparen wollte. Parallel hatte ich mich als Lektorin für die VEBU-Mitgliederzeitschrift „natürlich vegetarisch“ beworben. Dieses Magazin lektoriere ich nun bereits einige Jahre im Ehrenamt.

Dann kamen die ersten Bücher. Für einen Verlag überarbeitete ich ein Kindererziehungsbuch, kurz darauf kam der erste Roman. Und dann eröffnete mir Sandra McKee, die ich seit meinem vierten Lebensjahr kenne, sie habe einen Roman geschrieben – und schickte mir ihr Manuskript. Ich war so begeistert, dass ich nicht nur beschloss, das Buch zu lektorieren, sondern ihr auch half, einen Verlag zu finden. Ende 2013 erschien der Liebesroman „Das Leben, das man wählt“. Kaum war er draußen, erinnerte ich mich daran, wie gerne ich Marketing mochte, als ich nach dem Studium in Irland lebte. Also beschloss ich, mich mal wieder mit diesem schönen Thema zu beschäftigen – und agiere seither als Sandras Marketing-Managerin. Nebenbei organisiere ich ihr Lesungen oder entwerfe die eine oder andere Pressemitteilung. Eines Tages schlug Sandra vor, dass ich doch mal eine Lesung musikalisch untermalen könne, schließlich habe ich schon immer gerne Musik gemacht. Für Instrumente bleibt mir momentan mit den Kindern keine Zeit, aber singen geht immer.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Momentan habe ich in erster Linie ein Zeitproblem, aber das wird sich automatisch lösen, wenn die Kinder älter sind. Dann bleibt neben der Arbeit hoffentlich auch wieder etwas mehr Zeit für Hobbys. Ansonsten läuft momentan alles bestens.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Zum einen erscheint Mitte Dezember Sandras neues Buch, der Spionageroman „Hundert Leben auf Papier“. Da freuen wir uns natürlich auf neugierige Blogger/-innen / Journalisten/-innen, die das Buch rezensieren möchten. Und auf Buchhändler/-innen, die sich für eine Lesung interessieren, wenn das Buch bei ihnen gut anläuft. Zum anderen freue ich mich auch auf neue Manuskripte zur Bearbeitung. Dabei bin ich nicht auf ein Genre festgelegt – ich nehme die Buchprojekte an, die mir zusagen, weil a) die Chemie zwischen mir und den Auftraggebern stimmt und mich b) die Geschichte überzeugt. Meine bisher lektorierten Werke stammen aus folgenden Genres: Thriller, Liebesromane, Historienromane, Lehrmaterialien, Kinderbücher, (vegane) Kochbücher, Weltkriegsmemoiren und Ratgeber.

Wo finden wir Sie im Internet?

Als Bloggerin schreibe ich – leider viel zu selten – über meine Arbeit und Themen, die mich bewegen (Ökologie, Sprache und [vegane] Ernährung). Zum Blog gehts hier: blog.textmission.de

Sandra McKees Webseite, die ich mitbetreue, finden Sie hier: www.sandramckee.de

Zusammen mit einer Studienkollegin habe ich auch noch die Firma Textmission: www.textmission.de

Wer Facebook mag, findet Sandras ebenfalls von mir mitbetreute Fanseite hier.

Ich freue mich immer über neue Kontakte!

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Sandra Schindler

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