Ulrich Pätzold: Mich fasziniert in Berlin das Nebeneinander und das Aufeinander von so viel Geschichte

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Ulrich Pätzold

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich war 30 Jahre lang Journalistikprofessor an der Uni in Dortmund und bin mit meiner Emeritierung 2008 zurück in meine Stadt Berlin gezogen. Nun kann ich so Vieles nachholen, was ich in der Berufszeit liegen lassen musste. Vor allem lese ich viel und gehe suchenden Auges durch die Stadt, suche die Steine und Menschen auf, die mir etwas zu erzählen haben. Mich fasziniert in Berlin das Nebeneinander und das Aufeinander von so viel Geschichte, die hier voller Widersprüche – wie ja auch die Stadt – stets und überall lebendig ist. So habe ich ein Buch fertig geschrieben mit dem Titel: Berlin – Geschichte in Geschichten. 14 Geschichten nebeneinander, ineinander, nacheinander, manchmal fast chaotisch. Das Buch wird voraussichtlich im September auf dem Markt sein. Es erscheint im Kladdebuchverlag, der seine Bücher durch Crowdpublishing finanziert. Somit auch meins. Ein spannendes Projekt. Das Verlagsteam war mir von Beginn an sympathisch, und ich darf mich freuen, dass der Kladdebuchverlag gerade mit meinem Buch an die Rampe der Öffentlichkeit tritt, hoffentlich bald im Rampenlicht.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich gebe zu, eher ein Morgenmuffel zu sein, was sicher mit meiner Neigung zu tun hat, morgens ausführlich Zeitung zu lesen. Ich schreibe nur am Abend und in der Nacht. Dann geht es mir besser als wenn ich vor dem Fernseher sitze. Tagsüber bin ich je nach Wetter und je nach Recherchespur „zielstrebig“ unterwegs. Ich fühle mich dann als literarischer Rechercheur oder Reporter. In einer Zeit, in der Journalismus breitflächig geschliffen wird, hat es einen großen Reiz, in die altmodische Rolle eines Journalisten zu schlüpfen.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Ohne die große Institution im Rücken, ohne die ritualisierten Zwänge des Berufsalltags bin ich viel individualistischer geworden, finde eine größere Identität zwischen mir und dem, was ich tue. Ich nehme mir Zeit – das ist wohl der größte Unterschied zu früher.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich möchte gerne eine große Arbeit über den Politiker Rudolf Virchow schreiben. Gemeinhin kennt man Virchow nur als Arzt. Aber dazu müsste ich gleichsam ins Kloster ziehen, um die Meter langen Bestände in den Kellern der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu durchforsten. Fände ich jemanden, der das mit mir zusammen machen möchte, wäre ich überglücklich.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Tja wer? Vielleicht gibt es ja Menschen, die nun das Rentenleben kennen lernen und ahnen, dass sie für sich am meisten gewinnen, wenn sie was Sinnvolles arbeiten. Am besten jemand aus Berlin – wegen der kurzen Wege und den Abstimmungsmöglichkeiten in den vielen Cafes. Mein Mail: ulpaetz@gmx.de

Wo finden wir Sie im Internet?

Ich habe auch einen eigenen Blog: www.uli-paetzold.de Der läuft sogar ganz gut, weil ich da kostenlos Lernmaterialien aus meinem Fach der Journalistik reinstelle. Aber ich muss dringend an ihm arbeiten, damit auch mein neues Buch in ihm einen gebührenden Platz findet.

Bildquelle: Ulrich Pätzold

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