Jannis Plastargias: Schreibblockaden gibt es bei mir nicht

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Jannis Plastargias

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Jannis Plastargias aka schmerzwach aka Muffi aka Detektiv Eddie aka … und mache ganz viele verschiedene Dinge mit Büchern. Zunächst schreibe ich welche: Romane, Jugendbücher, Kurzgeschichten, im nächsten Jahr werden (hoffentlich) zwei unterhaltende Sachbücher von mir erscheinen. Ich bin ebenso Herausgeber von Anthologien. Unter schmerzwach bin ich Blogger – natürlich ist da Literatur ebenso ein Thema, genauso übrigens wie Lifestyle, Kultur, Großstadtgefühle, Frankfurt und Berlin, die queere Szene und und und … Mit Tagebüchern habe ich beim Diary Slam zu tun, den ich für die Lesebühne des Glücks moderiere. Gedichtbände spielen eine große Rolle bei meiner Gruppe „Dichtungsfans“, die ich mit Lyriker/innen aus der Frankfurter Umgebung gegründet habe: Neben einer Lyrikwerkstatt veranstalten wir solche Formate wie „Undercover“ und „Poesie einer Ausstellung“, alles immer interaktiv und ganz bunt. Als „StadtteilHistoriker“ habe ich eher mit älteren Büchern und Quellen zu tun, führe auch Interviews mit Zeitzeugen. Als Erwachsenen-Juror der „Goldenen Leslie“ lese ich Jugendbücher und als Juror beim JuLiP (Jugendliteraturpreis von Frankfurt) lese ich Texte von angehenden Buchautor/innen. In Faustkultur stelle ich in „Das halbe Wort“ Literaturtalente vor, die entweder kurz vor dem Veröffentlichen sind oder schon schöne Werke herausgebracht haben, die sehr empfehlenswert sind. Und mit meinem Verein sprich! e.V. mache ich Leseförderung und bringe Kindern und Jugendlichen Bücher näher. Puh! Ganz schön viel!

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Zunächst einmal sieht fast jeder Tag anders bei mir aus – und das ist nicht gelogen. Das hat damit zu tun, dass ich so viele unterschiedliche Dinge tue. Grundsätzlich ist das Schreiben im Vordergrund, das ist selbstverständlich, aber häufig habe ich Termine, die ich wahrnehmen muss, treffe Menschen überall in Deutschland, mit denen ich zusammenarbeite. Jeden Tag habe ich einen anderen Schwerpunkt: Mal ist es, Veranstaltungen zu organisieren, mal ist es die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mal ist es der Blog, mal sind es Interviews, die ich führe, mal Veranstaltungen durchzuführen, mal darf ich auch einfach nur schreiben. Der Tag beginnt aber immer damit, dass ich erst einmal Mails sichte und je nach Dringlichkeit beantworte. Dann ein Blick in die Social Media Kanäle und den Blog – dann kann der Tag richtig beginnen. Es hört sich vielleicht philosophisch an: Aber jeder Tag ist für mich wie eine Reise – ich freue mich darauf und bin sehr gespannt, wo es hingeht …

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Durch Erfahrung und Praxis wird man klug – das ist bei mir nicht anders als bei allen anderen Menschen. Meine Arbeit wird fast täglich professioneller, fokussierter – ich versuche alles, was ich tue, so produktiv wie es nur geht zu gestalten, effektiv, ohne Reibungsverluste. Ich bin hart zu mir, vielleicht manchmal zu hart, aber wenn ich mir vornehme zu schreibe, schreibe ich auch. „Schreibblockaden“ gibt es bei mir nicht, die spüre ich mittlerweile instinktiv und arbeite dann an etwas anderem. Das Schreiben habe ich mühsam in vielen Jahren fast verzweifelter Arbeit gelernt – jetzt tue ich es, ohne großartig darüber nachzudenken. Zwar bin ich bei allen Dingen recht strukturiert (sonst schafft man es nicht, so viele Projekte unter einen Hut zu bringen), doch beim literarischen Schreiben bin ich sehr intuitiv, ich plotte nur das Notwendigste, lasse den Figuren und der Geschichte freien Lauf. Ich weiß zwar immer, wo ich hin will, aber manchmal nicht wie und mit wem.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Das ist ein grundsätzliches Problem in der sich verändernden Welt: Wie bekomme ich als Künstler Aufmerksamkeit? Was muss ich tun, um eine Marke zu werden? Wie komme ich ins Fernsehen? Haha. Ist doch aber so: Ich kam aus dem Nichts und strampele mich nun mühsam hoch. Ich frage mich, wie sich Künstler/innen, die nicht in der ersten Reihe sind, präsentieren können, welche Mittel sie dafür einsetzen können und sollten. Kleine Verlage oder Kultureinrichtungen haben wenig Geld für das Marketing, also: Wie in diesem großen, unüberschaubaren Markt an die gebührende Aufmerksamkeit kommen?

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Die Menschen, die Kohle haben, und sie mir auch geben möchten. 🙂 Ich bin generell interessiert an Netzwerken jeglicher Art, bin an Austausch unter Künstler/innen interessiert, an neuen Ideen für das Marketing von Indies und jungen Talenten. Ach, ich freue mich über alle Kontakte – ich bin sehr kommunikativ und offen. Nur selten bin ich der Muffi. 😉

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Jannis Plastargias

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