Karl Wolfgang Epple: Meine Mission ist, die Asis zum Lesen zu bringen

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Karl Wolfgang EppleWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich kann keine Bücher mehr lesen. Ich analysiere die Sprache, suche nach cleveren Formulierungen und wertvollem Wörter. Statt die Geschichte zu verfolgen, betreibe ich die ganze Zeit Stilkunde. Das ist meine Art, in Büchern zu versinken.

Mein Name ist Karl Wolfgang Epple. Ich bin Werbetexter und Schriftsteller und schreibe zurzeit meinen ersten Roman “Ich hab nur Hurensohn verstanden”.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Deutsch und ich verbringen jeden Tag zusammen. Ich studiere morgens in der Hamburger U-Bahn bedrohte Wörter und tippe Einfälle in mein iPhone. Ab 9 schreibe ich in der Agentur Headlines, Social Media Ideen, TV- und Radiospots … so was halt. Ich versuche die Sprache der Werbung auf ein erträgliches Level zu heben. Die aktive Arbeit als Autor verlagert sich auf die Zeit nach 21 Uhr – es sei denn, man sieht Tweets als aktive Arbeit an meinem Buch.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Das gedruckte Buch ist nach wie vor der Ritterschlag des Schreibers. Aber ich möchte mittlerweile, dass jeder am Schaffensprozess im Netz teilhaben kann. Nichts ist so wertvoll wie direktes Feedback übers Internet. “Sommerfrische” ist die Leseprobe 2.0. Das ist ein Kapitel aus meinem Roman auf NEON.de. Man kann dort auf ein Schlagwort klicken (z.B. die für den Protagonisten wichtige TKKG-Folge 54) und gelangt zu einem Instagram-Foto, das die Beziehung zum Erzählten vertieft. So kann man die Story selbst miterleben, indem man die Fotos kommentiert und seine Erfahrungen mit dem Thema teilt. Der Leser hat einen direkten Einfluss darauf, wie sich der Plot und die Figuren entwickeln.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

“Ich hab nur Hurensohn verstanden” ist ein Vokabelheft. Das heißt: Ich mache es mir zur Aufgabe, die deutsche Sprache zu retten. Darum heißt “Sommerfrische” auch nicht “Urlaub”. Ich nehme bewusst schöne, alte Wörter und bringe sie in einen zeitgemäßen Kontext. Meine Mission ist, die Asis zum Lesen zu bringen. Gute Ausdrücke müssen nicht sterben. Wenn ich mit meiner Freundin über einen Kater spreche, sage ich “Kotter”. Zu Zähnen sagen wir “Zuppis”. Das kann 50 Jahre alte Literatur schaffen. Heute beobachte ich amüsiert, wie man bei mundmische.de Neuschöpfungen wie “Kanakinho” aufnimmt. Nadsat ist zurück!

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Blogger, die sich für mein Buch interessieren, die mit mir über Sprache reden wollen. Oder über Werbung. Oder sonst was. Jeder, der ein interessantes Wort in meinem Erstling sehen will. Und das HUSO Street Team freut sich jederzeit über Verstärkung, die gerne Sticker an klebt und Jutebeutel trägt.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Karl Wolfgang Epple

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