Caterina Kirsten: Das Bloggen gehört genauso zu meinem beruflichen Profil wie meine Arbeit als Literaturagentin und Lektorin

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Caterina Kirsten Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin noch relativ frisch in der Branche, habe einige Praktika im Kulturbetrieb und im Verlagswesen absolviert und arbeite nun seit anderthalb Jahren in der Frankfurter Literaturagentur copywrite, zunächst als Volontärin, anschließend als feste Mitarbeiterin. Nebenbei bin ich freiberuflich tätig, lektoriere und redigiere, verfasse Gutachten zu italienischen Büchern, übersetze. Dieses Jahr bin ich außerdem Jurymitglied des Buchjournal-Schreibwettbewerbs.

Darüber hinaus blogge ich auf den »SchönenSeiten« über deutsch- und fremdsprachige Gegenwartsliteratur sowie über den anspruchsvollen Krimi. Kürzlich habe ich mit sechs weiteren Literaturbloggerinnen ein Projekt ins Leben gerufen, das sich ausschließlich Indie-Büchern und der Kleinverlagskultur widmet: »We read Indie«. Wir wollen damit die kleinen, unabhängigen Verlage unterstützen, die in der Regel geringe personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung haben, um auf sich aufmerksam zu machen. Und gleichzeitig geht es uns um die Sichtbarmachung und Stärkung des lokalen Buchhandels, indem wir gelegentlich besondere Buchläden porträtieren und die Buchhändler selbst zu Wort kommen lassen. Die überwältigende Resonanz, die »We read Indie« seit dem offiziellen Start Anfang Juni findet, zeigt uns, dass es höchste Zeit für eine solche Plattform war.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Bei copywrite bin ich zuständig für die Prüfung aller eingehenden Manuskripte. Täglich erreichen uns durchschnittlich zwei, drei neue Anfragen: Ich lese Exposé, Kurzvita und Textprobe, überlege, diskutiere mit den Kollegen, fordere gegebenenfalls mehr an, lese bis zum Schluss, überlege und diskutiere erneut.

Haben wir uns entschieden, einen Autor und sein Manuskript zu vertreten, geht es an die Textarbeit. Unsere Agentur bietet eine Art Vorlektorat an, d.h. wir prüfen vor allem auf inhaltliche Kohärenz, in manchen Fällen schauen wir uns auch Stil und Sprache an. Der Autor bekommt von mir eine ausführliche Einschätzung, woraufhin wir gemeinsam an Text und Exposé arbeiten, bis wir finden, dass beides so an die Verlage geschickt werden kann.

Natürlich lese ich auch die neuen Manuskripte der Autoren, die wir bereits vertreten, gebe auch hier meine Lektüreeindrücke, Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge weiter, wenn auch nicht im selben Umfang wie bei den Neuautoren. Zu guter Letzt bin ich für die Büroorganisation verantwortlich, erstelle Abrechnungen, kümmere mich um die Steuer etc.

Wenn ich nach Hause komme, hört meine Arbeit am Text nicht auf. Wie gesagt bin ich auch als freie Lektorin tätig, zudem habe ich einen eigenen Blog für Gegenwartsliteratur. Ich durchscanne die Feuilletons und andere Blogs, kommentiere, fülle die verschiedenen Facebook-Seiten, die ich betreue, mit Inhalt, tausche mich mit Kollegen aus. Gelesen wird unterwegs, in Momenten des Wartens oder abends im Bett; Rezensionen verfasse ich am Wochenende.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Um hierauf eine sinnvolle Antwort geben zu können, müsste ich vermutlich länger gearbeitet haben. Vielleicht lässt sich sagen, dass sich meine verschiedenen Tätigkeiten immer mehr miteinander verschränken, vor allem im letzten halben Jahr. Früher war das Bloggen für mich nicht mehr als ein Hobby, eine Fingerübung, eine Möglichkeit, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Spätestens seitdem ich regelmäßig anregendes Feedback von Autoren und Kulturschaffenden bekomme, weiß ich, dass das Bloggen genauso zu meinem beruflichen Profil gehört wie meine Arbeit als Literaturagentin und Lektorin. Die Kontakte, die ich bei der einen Tätigkeit knüpfe, die Texte und Autoren, auf die ich stoße, die Dinge, die ich über die Branche lerne, sind immer auch nützlich für die andere Tätigkeit.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Wie kann man den Anspruch, den man selbst an Literatur hat, mit den Bedürfnissen des Marktes in Einklang bringen? Was kann man tun, um hochwertige, unkonventionelle, mutige Literatur auf dem Markt durchzubringen? – Fragen, die sich mir sowohl in der Literaturagentur als auch beim Bloggen stellen. Denn mein Ziel ist es nicht nur, gute Bücher zu machen, sondern auch ein größtmögliches Publikum für sie zu finden.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Kulturschaffende und -vermittler, die an denselben Fragestellungen interessiert sind wie ich. Aktuell: Menschen, die die Idee, die hinter »We read Indie« steht, unterstützenswert finden.

Wo finden wir Sie im Internet?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Caterina Kirsten

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