Stefan Krücken: Die Schnapsidee

Stefan Krücken: Die SchnapsideeStefan Krücken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (Fb). In seiner Kolumne “Unser kleiner Verlag” gibt er uns Einblicke hinter die Verlagskulissen.

Wie überall zu lesen ist, nimmt die Bedeutung von sogenannten „Non-Books“ im Buchhandel zu. Ein Spielzeug für die Kinder, die Lesebrille für Vater oder eine, wirklich, gibt es: Gewürzmischung für Oma. Nun könnte man darüber nachdenken, welchen Zweck eigentlich ein Buchladen erfüllt, der sich darauf versteigt, „Nicht-Bücher“ zu kaufen (das ist fast so, als gebe es in einer Metzgerei „Nicht-Wurst“, dafür aber Gurken, Geranien und Klopapier), aber das ist ein anderes Thema. Die Kollegen vom Steidl Verlag sind auf der Suche nach einem exquisiten „Non-Book“ auf die Idee gekommen, ein Parfum mit Bucharoma herauszubringen. Die Duftkritiken auf Amazon.de sind zwar verheerend, aber immerhin hat Karl Lagerfeld die Verpackung gestaltet. Wir haben mit unserem kleinen Indie-Verlag auch überlegt, was wir anbieten können.

Heraus kam: eine Schnapsidee.

Meine Frau Julia und ich mögen Schottland, die wilde Natur, der Ozean, die Weite, die Einsamkeit. Den Whisky. Whisky spielt auch eine wichtige Rolle in den ersten Büchern „Orkanfahrt“ und „Wellenbrecher“, die Ankerherz herausbrachte. Whisky diente den Kapitänen in ihren Geschichten als Seelentröster, Rettungsboot oder als Talisman. Einer feierte damit sein Überleben nach einem monströsen Sturm. Ein anderer erzählte mir bei einem Glas (mittags um 12 Uhr, bei 30 Grad im Hochsommer), was damals alles besser war. Ein dritter opferte vor jeder Reise Neptun eine gute Flasche, die er über Bord warf. Der Whisky gehört zur Seefahrt wie das Salz zum Meer. Warum nicht beides in eine Kiste packen? Die Idee zur „Meeresbox“ war geboren.

Seit wir drei Kinder haben, sind wir nicht mehr so oft in Schottland unterwegs (für die Kleinen wäre es ein Non-Urlaub, wegen der Non-Sonne und der Non-Strände), aber meine Whisky-Sammlung wächst trotzdem. Im zweiten Jahr von Ankerherz, als es besonders gut lief, schenkten wir allen Freunden und Partnern zu Weihnachten einen feinen Scotch. Die freundlichen Whisky-Händler Corinna und Dietmar von Alba Import, bei denen wir seinerzeit einkauften, konnten sich jedenfalls daran erinnern. Wir fragten nach. Sie mochten die Idee von „Bottle & Book“ und besorgten Proben verschiedener Destillen.

Unsere Wahl fiel auf einen „Highland Park“, 19 Jahre alt, aus der nördlichsten Single Malt-Destille der Welt, von den windumtosten Orkney-Inseln im Atlantik. Fass 1254, um genau zu sein. Wir kauften Flaschen, ließen sie in Schottland abfüllen (298 Buddel gab das Fass her) und suchten ein Motiv fürs Etikett. Ein Foto aus den 1950er Jahren von Kapitän Scharrnbeck, einer Legende der Hamburger Reederei Hapag, gefiel uns besonders gut. Seine Witwe willigte lächelnd ein – Highland Park war der Lieblingsdrink ihres Mannes gewesen. Wir feierten in unserem Alten Tanzsaal eine „Bottle & Book“-Labelparty mit Freunden, in der wir die harte Aufgabe erfüllten, die Flaschen zu bekleben. Manche Etikette, besonders jene, die später aufs Glas kamen, mussten später gerade gerückt werden. Der Spaß in dieser Nacht war alleine die Sache wert. Unser Hersteller, der die blaue Kiste gestaltete, heißt übrigens nicht Lagerfeld, sondern Löffelholz. Es sind nicht mehr viele Kisten auf Lager.

Stefan Krücken: Die Schnapsidee

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Bildquelle: Stefan Krücken

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