Thorsten Nesch: Seit vier Jahren bin ich hauptberuflich Geschichtenerzähler

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Thorsten Nesch: Seit vier Jahren bin ich hauptberuflich Geschichtenerzähler

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Was ich mit Büchern mache? Ich schreibe sie, ich lese sie, ich schreibe in sie hinein, während ich sie lese, und in den neunziger Jahren habe ich sie kopiert, getackert, geheftet, geschmuggelt, verlegt und mit der Auflage eines Buches, bei dem ich nur Herausgeber war, habe ich mir einen Schreibtisch gebaut, über dessen Ausmaße König Ludwig XIV. in Verzückung geraten wäre. Für meine Geschichten habe ich meine Freiheit, meine Liebe, meine Gesundheit und meine Zukunft riskiert. Ich bin Autor.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Mein typischer Arbeitstag beginnt um 6.30 Uhr, bevor meine Familie aufwacht. Mit einer Tasse guten Kaffee und zwei großen Scheiben Brot, eine süß, eine deftig belegt, verziehe ich mich unter das Dach in mein Büro. Dann schreibe ich. Bis 11 Uhr braucht niemand anzurufen, ich gehe nicht ans Telefon. Bis 12 Uhr tue ich das, ebenso checke ich Email und Social Media, danach hole ich Charlie von der Grundschule ab. Meine Liebe kocht lecker Mittagessen – und wenn das mediterran ausfällt, trinke ich gerne ein Glas Shiraz oder Merlot dazu. Wir essen gerne italienisch. Meistens viermal die Woche. Um 13.45 Uhr gehe ich mit einer zweiten Tasse guten Kaffee wieder ins Büro und schreibe oder korrigiere, wobei ich bis mindestens 15 Uhr nicht ans Telefon gehe. Zwischen 16 und 17 Uhr ist mein Arbeitstag zu Ende.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

In dem Rhythmus arbeite ich seit 2008. Seitdem können wir von meinen Geschichten leben. Vorher bin ich auch anderen Beschäftigungen nachgegangen, die mit Geschichtenerzählen zu tun hatten: Drehbuchdoktor, Produzent, Cutter, Kameramann … in der Zeit musste ich meine Romane schreiben, wie es die Projekte zuließen. Daher weiß ich um den Wert meines jetzigen Arbeitsalltags.

Ein kleiner Wechsel kam 2011 mit der Veröffentlichung meiner vier Ebook-Romane für 1,50 € bei Epubli (downloadbar bei Epubli.de, Amazon und iBookstore). Über die Ebooks und die Recherche dazu bin ich aktiver in den Social Media geworden und dabei geblieben, was einige Stunden pro Woche ausmacht.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Da ich ungefähr 5 Jahre berufsfern (Pizzataxifahrer, Kellner etc.) gearbeitet habe, danach 10 Jahre berufsnah, und erst seit vier Jahren hauptberuflich Geschichtenerzähler bin, fühlt sich das für mich erstmal so an, als würde ich auf hohem Niveau klagen, wenn ich an meiner jetzigen Situation etwas auszusetzen habe. Dennoch muss ich sagen, dass wir nur aufgrund unseres bescheidenen Lebensstils von meinem Einkommen leben können. Ein Auto leisten wir uns zum Beispiel nicht – bei drei Kids. Für mich persönlich ist die finanzielle Absicherung meiner Familie das größte Problem. Abgesehen davon liebe ich jede Facette meines Berufs.

Wo finden wir Sie im Internet?

http://www.thorsten-nesch.com
http://www.facebook.com/thorsten.nesch
Twitter @TheNesch

Bildquelle: Thorsten Nesch

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