Stefan Holzhauer: Ich bin Webentwickler und betreibe das Phantastik-Newsportal Phantanews.de

Stefan Holzhauer

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Stefan Holzhauer, Jahrgang 1965. Beruflich bin ich freischaffender Webentwickler und -Designer – das hat zugegebenermaßen auf den ersten Blick nicht wirklich etwas mit Büchern zu tun. Persönlich gebe ich mich aber, seit ich denken kann, lesenderweise mit Büchern ab und betreibe seit einigen Jahren das Phantastik-Newsportal Phantanews.de; dort sind Buchrezensionen zu finden, es geht aber auch beispielsweise um Filme und Spiele. Eins meiner persönlichen Lieblingsthemen sind dabei seit Jahren eBooks – und da wird dann auch wieder die Brücke zu meinem Beruf geschlagen, denn beispielsweise das Format ePub wird genau betrachtet mit denselben Techniken umgesetzt, die auch bei Webseiten Anwendung finden.

Ganz aktuell habe ich das Projekt “Steampunk-Chroniken” aus der Taufe gehoben; dabei geht es darum, dass eine Anthologie aus Genre-Geschichten veröffentlicht werden soll – und das als eBook unter Creative-Commons-Lizenz. Das heißt, ich versuche mich neuerdings als Herausgeber – wobei man ganz klar sagen muss, dass es sich bei den Chroniken um ein Experiment mit höchst ungewissem Ausgang handelt. An diesem Projekt hängt derzeit mein Herz ganz besonders, es ist unter anderem entstanden aus der Unzufriedenheit mit dem und der Frustration über das Angebot von eBooks auf dem deutschen Markt.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Morgens aufstehen, ins Büro gehen (was nicht sonderlich aufwändig ist, denn im Prinzip geht’s nur eine Tür weiter – das kennen viele Freiberufler) und erst einmal die abonnierten RSS-Feeds lesen – das moderne Pendant der Tageszeitung würde ich sagen – wobei die Themenzusammenstellung natürlich deutlich von der in der Tagespresse abweicht. Dann mich mit aktuellen Projekten beschäftigen und im späteren Verlauf des Tages sowie am Abend auch Newsrecherche für PhantaNews. Neuerdings wegen der Steampunk-Chroniken auch verstärkt Werbearbeit und PR-Maßnahmen. Zusätzlich ständige autodidaktische Fortbildung, um den Anschluss im Web nicht zu verlieren. Reichlich Kommunikation via Telefon, Mail, Twitter und seit einiger Zeit auch Facebook. Leider viel weniger Zeit zum Entspannungslesen als ich es mir wünschen würde.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Im Bereich Web schreitet die Entwicklung rasant voran, da sind die fast täglichen Neuerungen und Veränderungen nahezu unüberschaubar und man kommt nur durch drastische Selektion weiter, ohne sich zu verzetteln. Ganz deutlich stelle ich aber fest, dass Fachliteratur für mich in Bedeutungslosigkeit versunken ist, da es in aller Regel alle Dokumentation und Handbücher im Web gibt und nur sehr, sehr selten die Notwendigkeit besteht, ein Fachbuch zu erwerben (einer meiner Tätigkeitsschwerpunkte ist Open Source).

In Sachen Publizistik ist eindeutig festzuhalten, dass die Recherche sich durchs Netz erheblich einfacher gestaltet als früher. Man kann Informationen deutlich einfacher bekommen und auch verifizieren (!) als beispielsweise noch Ende der Neunziger. Traumhaft sind die Möglichkeiten übers Web an englischsprachige Bücher zu kommen – ich bin ein großer Fan von Originalausgaben. Ich kann mich noch mit Grausen an die Auswahl und Preise in den Buchhandlungen Ende der 90er erinnern. Und sogar heute noch tun manche Buchhändler so, als gäbe es kein Amazon und sagen für US-Bücher Fantasiepreise an, die einen nur mit dem Kopf schütteln lassen.

Und aufgrund der Möglichkeiten von Content Management Systemen und Blogsoftware ist es heutzutage für jeden möglich, im Web zu veröffentlichen. Bürgerjournalismus ist das Stichwort. Natürlich ist nicht alles davon lesbar, aber es findet eine natürliche Auslese statt und auch hier setzt Qualität sich letztendlich durch. Oder völlig Schräges – aber das ist dann ebenfalls lesenswert. Ich begrüße das sehr, da es die Möglichkeit zur Information abseits der oft gleichgeschalteten klassischen Medien ermöglicht.

Die Möglichkeiten des Selfpublishing und insbesondere die Eröffnung des deutschen Amazon-Kindle-Stores haben mich aktuell dazu gebracht, endlich das lange gehegte Projekt “Steampunk-Chroniken” zu starten. Allgemein wird seitens der Publikumsverlage ja gern mal behauptet, dass allein die Herstellung eines eBooks mit erheblichem technischen Aufwand verbunden ist. Dem ist aber nicht so, im Prinzip kann jeder zu Hause mit frei erhätlicher Software eBooks erzeugen. Das ermöglicht ganz neue Wege dabei, Bücher zu veröffentlichen. Was dem Selfpublisher natürlich üblicherweise fehlt, ist die schiere Marktmacht und die Marketing-Möglichkeiten der großen Verlage. Mit dem Experiment “Steampunk-Chroniken” möchte ich unter anderem mal ausprobieren, ob es vielleicht auch ohne geht.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Eigentlich bin ich derjenige, der Lösungen im Zusammenhang mit dem Internet anbietet. 🙂 Was die beiden anderen Projekte angeht: eine Verdoppelung der täglichen Stundenzahl oder aber ein Abschaffen der Notwendigkeit von Schlaf wären überaus hilfreich…

Wo finden wir Sie im Internet?

Als Webentwickler unter imagcon.de. Die beiden anderen Projekte sind unter phantanews.de und steampunk-chroniken.de zu erreichen. Unter letzterer URL finden sich auch alle weiteren Details zum Projekt und auch die Anthologie-Ausschreibung.

Bildquelle: Stefan Holzhauer

Diese fünf Fragen werden regelmäßig von interessanten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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