Jonas Navid Mehrabanian Al-Nemri: Ein Wort ist für mich etwas, das zwischen Schreiber und Leser entsteht

Jonas Navid Al-Nemri
Jonas Navid Al-Nemri

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

“Deshalb schreibt er, schreibt alles, alles aus sich heraus, Zeilen, Blätter, ganze Wände voll, deshalb schreibt er, damit niemand ihn, niemand ihn selbst lesen kann” – dieses Zitat der Erzählung “Sha’er” aus meinem außergewöhnlichem Buch “Umm Nur”, das im Juli 2011 im worthandel : verlag erscheint, beschreibt vielleicht am besten, was ich mit Büchern mache: ich schreibe sie und schreibe über sie hinaus. Vielleicht male ich auch, wenn ich schreibe, erschaffe Düfte dabei, damit es ein Lesen mit allen Sinnen wird. Dabei versuche ich Innenwelten einzufangen und ein Dazwischen und stelle die Frage nach dem: wer bin ich? Hierbei spielen kulturelle Einflüsse eine große Rolle. Ich bin geboren als Kind zweier Kulturen, bin nicht ganz Morgen- und nicht ganz Abendland. Diese Zerrissenheit und diese geteilte Sehnsucht, das Dunkel- und Hellsein versuche ich zu beschreiben. Jedoch ist das Schreiben keine Sache, die nur der Schreiber bestimmt. Ein Wort ist für mich etwas, das zwischen Schreiber und Leser entsteht und auch nur dort. Im Grunde also schreibe ich mit jedem Leser ein neues, ein eigenes Buch. Ich bin Jonas Navid Mehrabanian Al-Nemri. Ein Autor, vor allem.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ein typischer Arbeitstag – das wäre schön. Selten suche ich mir aus, wann ich schreibe. Es ist nicht so, dass ich das nicht wollte, aber Studium, Nebenjob, Familie und Alltag füllen einen Tag mehr als aus. Viel mehr sucht sich mein Schreiben es selbst aus. Dann drängt es sich auf und will geschrieben werden und verlangt es. Das kann in wirklich jeder Situation passieren: beim Einschlafen, während einer Klausur, beim Spielen mit den Kindern, im Regen, beim Kochen, Türöffnen, Küssen, in der Badewanne: immer. Vielleicht wäre es anders, wenn ich mich ganz und gar meiner Leidenschaft hingeben und sogar davon leben könnte. Wenn Schriftsteller ein klares Berufsziel wäre und Schreiben nicht nur eine Nebensache, für Nachts, für Zwischendurch.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Ich habe begonnen, meine eigene Sprache zu finden. Das allein schon nenne ich Glück. Dazu musste ich mich erst einmal einer Art literarischer Askese unterziehen, denn viel zu sehr ahmte ich – ohne es zu wollen – die Sprache der anderen nach, der Autoren und Dichter, die ich liebte. Also gab ich vorerst das Lesen auf. Und irgendwann kam es dann durch, etwas, das ich noch nicht kannte, aber von dem ich wusste, das ganz aus mir kam. Und dem folge ich jetzt und bin gespannt, wohin mich meine Sprache noch führen wird.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Natürlich: Zeit. Ich wünsche mir ein Berufsleben als Autor, damit ich genug Zeit für das Schreiben finde und das Autorsein ganz ausleben kann. Der Spagat zwischen Schriftstellerei und allen anderen Berufen stört mich außerdem. Natürlich gibt es Autoren, die allein mit ihrer Kunst ihr Brot verdienen, aber ich wäre glücklich gewesen, wenn es die Möglichkeit gegeben hätte, eben nicht zwischen diesen zwei Lebensentwürfen wählen zu müssen: barfüßiger Autor oder Karriere im goldenen Schnabelschuh.

Wo finden wir Sie im Internet?

Zum einen natürlich über die Verlagsseite www.worthandel.de – aber auch auf meiner eigenen Homepage www.al-nemri.de oder der Facebook-Autorenseite, auf der ich mich über viele neue “gefällt mir” sehr freue. Zudem gibt es auch noch einen Buchtrailer und manchmal twittere ich auch Neuigkeiten als @ein_schreiber.

Bildquelle: Jonas Navid Mehrabanian Al-Nemri
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Diese fünf Fragen werden regelmäßig von interessanten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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