Susanne Krones: Der Perspektivenwechsel zwischen den Positionen der Lektorin, der Publizistin und der Wissenschaftlerin ist ungemein bereichernd

Susanne Krones Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Lektorin, Publizistin und Wissenschaftlerin. Die letzten Jahre habe ich Bücher für den Deutschen Taschenbuch Verlag und Carl Hanser Verlag als Lektorin der dtv Reihe Hanser betreut, inzwischen bin ich Lektorin für deutschsprachige und internationale Literatur und erzählendes Sachbuch beim Luchterhand Literaturverlag und leite die Social-Media-Redaktion von Luchterhand. Gerade sind wir mit Angeboten auf Facebook und Twitter gestartet. Als Literatur- und Buchwissenschaftlerin unterrichte ich an der Universität Regensburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Viele Fragen, die mich als Wissenschaftlerin beschäftigen, betreffen die Branche: In meinem Sammelband “Literatur der Jahrtausendwende. Themen, Schreibverfahren und Buchmarkt um 2000” habe ich mit einer Reihe von Kolleginnen und Kollegen die internationale Erzählliteratur, die zwischen 1995 und 2005 erschienen ist, untersucht. Welche Themen – etwa internationaler Terrorismus, Globalisierung und Migration – spielen in diesen Romanen eine Rolle und wie werden sie ästhetisch verarbeitet? Was sind Entstehungsbedingungen dieser Texte, Strategien der (Selbst-)Präsentation ihrer Autorinnen und Autoren sowie die zeittypischen Mechanismen des Buchmarktes? Wie hat sich das Berufsfeld des Lektors verändert? Meine Monographie zur Literaturzeitschrift “Akzente” im Carl Hanser Verlag beschäftigt sich mit Geschichte, Programm und Funktionswandel der “Akzente” zwischen 1954 und 2003. Über einen so langen Zeitraum lassen sich Veränderungen im Literaturbetrieb natürlich gut beobachten. Als Publizistin wiederum interessieren mich besonders literarische Debüts, Neuerscheinungen und Branchenthemen.

Der Perspektivenwechsel zwischen den Positionen der Lektorin, der Publizistin und der Wissenschaftlerin ist ungemein bereichernd: Es ist ist jeweils ein anderer Blick sowohl auf das Buch als auch auf den Buchmarkt und den Literaturbetrieb – aus der einen Perspektive lassen sich die blinden Flecken der jeweils anderen ausleuchten.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Verändert haben sie meine Arbeit nicht – weil sie für mich von Anfang an dazugehörten. Das ist sicher eine Generationenfrage. Schon während der Schulzeit und spätestens mit Beginn des Studiums waren Internet und digitale Medien nicht wegzudenken, wenn es darum ging, sich zu informieren, zu recherchieren und zu publizieren. Für Lektorinnen und Lektoren hat das Internet große Bedeutung für die Akquise: Einerseits können wir den Weg ausländischer Bücher auf ihren Heimatmärkten viel genauer und aktueller mitverfolgen und beobachten, wie die Titel im Ursprungsland rezensiert und in Foren diskutiert werden, andererseits können wir unsere Zielgruppen im deutschsprachigen Raum ganz anders einschätzen. Gerade, wenn man junge Zielgruppen im Blick hat, kann man in Online-Communities gut beobachten, was sie bewegt, womit sie sich auseinandersetzen und wie sie über Themen und Bücher sprechen. Aber natürlich nutzen Lektorinnen das Netz nicht nur für die Programmplanung und die Konzeption neuer Bücher, sondern auch, um denen, die bereits erschienen sind, den Weg zu ihren Lesern zu ebnen, etwa durch Autoreninterviews oder persönliche Empfehlungen des Lektorats.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

In meinem Beruf sind Sie immer auf der Suche: Nach Themen, Geschichten, Menschen. Nach der richtigen Autorin, dem richtigen Autor für das Thema, das Sie für Ihre Zielgruppe gern realisieren möchten. Nach dem richtigen Ton, mit dem Sie einen Inhalt an Ihre Leserinnen und Leser bringen. Nach dem richtigen Strich, der richtigen Bildsprache, die das entstandene Buch angemessen illustrieren kann. Die beiden großen Fragen für jede Lektorin und jeden Lektor sind momentan natürlich: Wie behalten wir einerseits das gedruckte Buch so attraktiv, dass es eine Zukunft hat? Und wie entwickeln wir andererseits parallel neue (multimediale) Genres für die digitalen Medien, damit wir unsere Inhalte dort ebenfalls transportieren können?

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf http://www.susanne-krones.de erfahren Sie mehr über mich, meine Publikationen und Lehrveranstaltungen.

Sie finden mich außerdem bei den “kressköpfen” des Mediendienstes “kress”: http://kress.de/kresskoepfe/kopf/profil/19589-susanne-krones.html

Auf XING freue ich mich über neue Kontakte: https://www.xing.com/profile/Susanne_Krones

Bildquelle: Heike Bogenberger
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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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