Susanne Goga: Ohne die ÜbersetzerInnen ist ein großer Teil der Literatur gerade in Deutschland undenkbar

Susanne Goga

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Susanne Goga(-Klinkenberg) und mache was mit Büchern – nämlich Belletristik aus dem Englischen übersetzen und eigene Romane schreiben. Als Kind wollte ich Bücher schreiben. Später verliebte ich mich ins Übersetzen, bis sich dann die alte Liebe wieder meldete – seither mache ich beides.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Ehrlich gesagt, kann ich mich kaum erinnern, wie ich ohne Internet übersetzt habe. Mühsam ist das erste Wort, das mir dabei einfällt. Für ein Praktikum während des Studiums musste ich einen Text von Salman Rushdie vorbereiten – und bin an manchen Begriffen schier verzweifelt. Sie stammten aus dem Arabischen und waren unglaublich schwer zu recherchieren. Heute wäre das alles sehr viel einfacher.

Auch bei meinen eigenen historischen Romanen könnte ich auf das Internet nicht mehr verzichten. Ob nun 150 Jahre alte Prozessakten aus dem Londoner Old Bailey oder Berliner Stadtpläne des späten 19. Jahrhunderts – sie stehen mir zur Verfügung, und ich muss nicht einmal mein Büro verlassen.

Und das Netz als Netzwerk – der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, Experten, Lesern erschließt vielfältige Möglichkeiten. Wo sonst sollten sich Bücherfreunde aus ganz Deutschland (und sonstwo) zu einer Leserunde verabreden – gemeinsam mit der Autorin?

Zu meiner eigenen Verlegerin zu werden, kann ich mir hingegen nicht vorstellen. Ich schätze die Leistungen der Verlage sehr und möchte mich ganz aufs Schreiben und Übersetzen konzentrieren, während ich die übrigen Aspekte des Büchermachens Leuten überlasse, die sich darauf verstehen. Beim Übersetzen würde es ohnehin nicht funktionieren, da es dort feste Vertriebskanäle gibt – Translation-on-demand ist mir noch nicht begegnet.

Im Umgang mit dem Internet muss ich aber auch filtern, denn die Gefahr der Ablenkung ist groß. Das Internet nutzen, ohne mich vereinnahmen zu lassen, Kontakte knüpfen, ohne mich zu verzetteln, mit Lesern kommunizieren, ohne mehr preiszugeben als ich möchte – das ist mein persönliches Ziel.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Mehr Aufmerksamkeit auf die ÜbersetzerInnen zu lenken, die sich so oft hinter den Büchern verbergen. Ohne diesen „zweiten Autor“ ist ein großer Teil der Literatur gerade in Deutschland undenkbar, und doch werden sie bis heute sehr vernachlässigt – allein durch schlichtes Ignorieren. Daher meine Forderung – keine Rezension/Buchvorstellung/Empfehlung ohne Übersetzernennung, immer und überall, digital und auf Papier.

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf meiner Homepage www.susannegoga.de, bei Facebook und in verschiedenen Autoren- und Bücherforen.

Bildquelle: Detlef Ilgner

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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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